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Briloner Waldsymposium sendet Botschaft an Politik und Gesellschaft

Auf den DLG-Waldtagen 2019 diskutierten Experten auf dem 13. Briloner Waldsymposium über zukunftsfähiges Risikomanagement in der Forst- und Holzwirtschaft. Herausgekommen sind Empfehlungen an die Politik.

(DLG). Am 13. September 2019 fand das 13. Briloner Waldsymposium als Fachforum der DLG Waldtage zum Thema „Waldwende – zukunftsfähiges Risikomanagement in der Forst- und Holzwirtschaft“ statt. Namhafte Referenten aus Wissenschaft und Praxis diskutierten mit über 250 Zuhörerinnen und Zuhörern aus dem gesamten Bundesgebiet über hochaktuelle Zukunftsfragen der derzeit stark geschädigten Forstwirtschaft.

Im Zentrum der Diskussion standen die Bewältigung der aktuellen forstwirtschaftlichen Katastrophe, die Rolle und künftige Verankerung der Forstwirtschaft in die Bundespolitik sowie der „Wald der Zukunft“.

„Vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen, die uns der Klimawandel aufbürdet, ist es das gemeinsame Ziel aller Akteure im Wald, unsere Wälder als zukunftsfähige, stabile, vitale, naturnahe Lebensräume zu erhalten und fortzuentwickeln“, fasst Dr. Gerrit Bub, Leiter des städtischen Forstbetriebes Brilon, die Botschaft des 13. Briloner Waldsymposiums zusammen. „Dabei steht die gleichzeitige nachhaltige Sicherung aller gesellschaftlichen Leistungen des Waldes – der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen – im Fokus.“

„Mit der aktuellen, für zahlreiche Waldbesitzer bereits heute schon existenzbedrohenden Katastrophe im deutschen Wald, deren Ausbreitung und Ausmaß ihren Zenit noch gar nicht erreicht hat, seien die direkten Folgen der klimatischen Veränderungen für jeden unmittelbar sichtbar geworden“, schildert Dr. Reiner Hofmann, Forstexperte der DLG, die aktuelle Situation.

Die Experten Bub und Hofmann sind sich einig, dass die Wiederbewaldung und der stabilisierende Umbau unserer Wälder gemeinsam zu schaffen sind. Nötig seien dazu allerdings tragfähige Allianzen aller Akteure, vom Waldbesitz, der Forstwirtschaft, über den Naturschutz bis hin zur Politik, die gemeinsam dauerhaft positive Rahmenbedingungen für diese Mammutaufgabe schaffen müssen. Als positives Signal an den Waldgipfel am 25. September in Berlin fordern sie ein „Bündnis für den Wald“.

Das aktuelle hohe mediale Interesse und der hohe Stellenwert, den Politik und Gesellschaft der Zukunft unseres Waldes beimisst, böte ihrer Meinung nach die Chance, jetzt gemeinsam Weichen zu stellen, um dauerhafte Strukturen für eine stärkere Position des Deutschen Waldes in der Bundes- und Landespolitik zu schaffen, zum Beispiel durch ein Bundesförderungsprogramm „Wald“.

Als Fazit des Briloner Waldsymposiums fassen die beiden Forstexperten folgende Forderungen und Empfehlungen zu konkreten Maßnahmen im aktuellen Walddialog zusammen:

  1. Schnelle und unbürokratische Sofort-Hilfe für alle Waldbesitzarten, um die derzeitige Krise schnell bewältigen zu können. Dazu gehört im ersten Schritt das zügige Aufarbeiten des befallenen Käferholzes, um der Käferkalamität bestmöglich entgegenzutreten (Maßnahmen des integrierten Waldschutzes und der sauberen Waldwirtschaft sind finanziell zu unterstützen, genauso wie marktentlastende Maßnahmen wie z.B. Lagerung und Konservierung, aber auch die Schaffung neuer Lagerkapazitäten).
  2. Im zweiten Schritt bedürfen die Wiederbewaldung und alle Maßnahmen zur Bestandesstabilisierung umfangreicher Unterstützung. Dabei muss dem „Gesetz des Örtlichen“ Rechnung getragen werden. Dem Waldeigentümer mit seiner großen Erfahrung zu den standörtlichen Möglichkeiten seines Waldes ist bei der Wahl der Baumarten für zukunftsfähige Nadel- und Laubmischwälder größtmögliche Freiheit und Verantwortung bei bestmöglicher Beratung einzuräumen.
  3. Zur Nutzung des stofflich nicht verwertbaren Schadholzes sollte die energetische Nutzung gefördert werden. Um auch künftig die Verfügbarkeit des klimafreundlichen Rohstoffes Holz nachhaltig zu gewährleisten, sind zuwachsstarke Nadelholzbaumarten in Nadel- oder Nadel-Laubmischwäldern in angemessenem Anteil vorzusehen. „Spätheimkehrer“, also Baumarten, die ursprünglich bei uns beheimatet waren, sind überall dort willkommen, wo unsere einheimischen Baumarten mit den veränderten Standortsbedingungen nicht mehr zu Recht kommen. Dazu gehören z.B. auch die Douglasie, die Küstentanne, die Roteiche und andere trockenheits- und wärmetolerante Laub- und Nadelhölzer.
  4. Bei diesen kurzfristig benötigten Soforthilfen ist die schnelle und unbürokratische Bereitstellung Grundvoraussetzung für deren breite und wirkungsvolle Inanspruchnahme. Nicht hinzunehmen sind hier drastische länderspezifische Unterschiede hinsichtlich Antragsaufwand und Ausführungsvorgaben.
  5. Kleinprivatwaldbesitzer müssen in besonderem Maße zur Waldwirtschaft weiter motiviert werden. Hierfür sind schnellstmöglich geeignete Förder-, Beratungs- und Betreuungsstrukturen mit ausreichend Personal auf der Fläche zu gewährleisten.
  6. Über diese Sofortmaßnahmen hinaus sind für ein zukunftsfähiges Waldmanagement in Deutschland zusätzlich weitreichendere, dauerhafte Schritte nötig: Gesellschaft und Politik gilt es zu überzeugen, dass die vielfältigen Leistungen des Waldes auch vergütet werden müssen. Es ist nicht auf Dauer tragbar, dass die Waldeigentümer trotz des hohen gesellschaftlichen Nutzens ihres Waldes fast ausschließlich nur aus dem Holzverkauf Erträge erzielen können. Der Waldbesitz benötigt ein angemessenes Inwertsetzen seiner vielfältigen gesellschaftlichen Leistungen und keine Subventionen.
  7. Ökosystemleistungen der Forstwirtschaft sind finanziell zu entgelten: Die infrastrukturellen Leistungen des Waldes (Schutz- und Erholungsleistungen) sind finanziell zu bewerten und geltend zu machen. Wir müssen neben der Nutzfunktion, den Schutzfunktionen des Waldes zukünftig einen noch gewichtigeren Stellenwert einräumen. Eine Flächenprämie z. B. für ökosystemare Leistungen könnte die aktuellen finanziellen Dringlichkeiten dauerhaft lindern und auch die Bereitschaft der Waldeigentümer zum offenen Dialog mit dem Naturschutz und der Gesellschaft fördern.
  8. Intensive Forschung bleibt das Gebot der Stunde – einerseits auf den klassischen Feldern Waldbewirtschaftung und Ökologie, aber auch hinsichtlich neuer Wege, neuer Materialien und neuer Werkstoffe, die die klimafreundliche Nutzung von Holz weiterbringen.
  9. Neben den Waldeigentümern benötigen alle Partner der Wertschöpfungskette Wald & Holz – von den Baumschulen, über die forstlichen Dienstleistungsunternehmen, bis hin zur Holzindustrie Planungssicherheit und Berücksichtigung auch ihrer existenziellen Interessen.

Der Wald der Zukunft – naturnah bewirtschaftetes, vitales, stabiles, ertragreiches Ökosystem – ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die die Forstwirtschaft, der Naturschutz und die Politik trotz der großen Herausforderungen und z.T. unterschiedlichen Positionen in Einzelfragen gemeinsam mit Optimismus angehen und meistern werden.

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